Bioökonomie gemeinsam gestalten: Chancen erkennen, Risiken benennen, Beteiligung stärken.
Im Rahmen des Workshops „Gesellschaft & Umwelt“ diskutierten am 29. September 2025 auf Einladung des Bioökonomie-Rates NRW Vertreter:innen aus unterschiedlichen, gesellschaftlichen Bereichen und Institutionen wie Krankenkassen, biologischen Anbauverbänden, Teilhabeorganisationen, städtischen Initiativen und wissenschaftlichen Einrichtungen.
Moderation und Impulse
Die Diskussionen wurden fachlich begleitet und moderiert von den Ratsmitgliedern Dr. Peter Enste, Prof. Dr. Monika Hartmann, Prof. Dr. Anna von Mikewicz und Prof. Dr. Ulrich Schurr.
Im Zentrum der Gruppenarbeiten standen folgende Leitfragen:
1. Welche Chancen sehen Sie für die Gesellschaft und Umwelt in einer Bioökonomie?
2. Wo gibt es Risiken, Zielkonflikte?
3. Was ist wichtig, damit die Gesellschaft den Prozess mitträgt?
Ergebnisse der Gruppenarbeiten
Die interdisziplinären Arbeitsgruppen zeigten deutlich:
Eine tragfähige Bioökonomie entsteht durch breiten, sektorübergreifenden Austausch und aktive Beteiligung.
Identifizierte Chancen:
Durch die Verbindung von biologischen Prinzipien mit ökonomischen Ansätzen stärkt die Bioökonomie systemische Resilienz, fördert Klimaanpassung und ermöglicht eine ressourcenschonende, regional verankerte Wirtschaftsweise.
Sie trägt zur Verbesserung der Umweltqualität bei, indem sie den Klimaschutz vorantreibt, gesunde Lebensräume sichert und eine naturverträgliche Energieversorgung unterstützt – wissenschaftlich fundiert und zukunftsorientiert.
Im Bereich Teilhabe und Arbeitswelt schafft die Bioökonomie menschenzentrierte Arbeitsplätze, stärkt informierte Entscheidungsprozesse und fördert Selbstwirksamkeit sowie gesellschaftliche Akzeptanz.
Politisch erfordert sieklare Priorisierung, verlässliche Regulierung und Finanzierung sowie ein aktives Bekenntnis, um ökologisches Verhalten ökonomisch tragfähig und gesellschaftlich wirksam zu gestalten.
Benannte Risiken:
Zielkonflikte können zwischen engagierten gesellschaftlichen Gruppen und wirtschaftlichen Interessen entstehen, auf Basis von Polaritäten wie Gewinnmaximierung und Gemeinwohl, globalen Märkten und regionaler Wertschöpfung oder der Nutzung von Flächen für Ernährung und Rohstoffanbau.
Auch die Kommunikation birgt Herausforderungen: Der Begriff „Bioökonomie“ ist unscharf und kann durch Schwarz-Weiß-Denken polarisieren, wodurch die gesellschaftliche Anschlussfähigkeit erschwert wird.
Systemisch zeigen sich Risiken in Form von Ressourcenengpässen. Eine kontinuierliche Beobachtung der Transformation ist notwendig, während Zielkonflikte wie Wiederverwertung versus Hygieneanforderungen – etwa bei Klinikmüll – zusätzliche Steuerung erfordern.
Schließlich stellen politisch-administrative Rahmenbedingungen eine Hürde dar: EU-Ausschreibungen benachteiligen kleinere Unternehmen, Bürokratie hemmt die Umsetzung, soziale Aspekte wie Einkommen und Bildung geraten unter Druck, und ethische Fragen etwa im Umgang mit Gentechnik bleiben eine Herausforderung.
Empfehlungen für eine nachhaltige Transformation:
Damit die Gesellschaft den Transformationsprozess mitträgt, müssen sich die Menschen sowohl sozial als auch emotional abgesichert fühlen, während gerechte Ausgleichsmechanismen – etwa bei einer CO₂-Abgabe – und sozialverträgliche Preise die Akzeptanz stärken.
Wenn die richtigen Anreize gesetzt werden, wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle entstehen und Planungssicherheit gewährleistet ist, kann die Bioökonomie langfristig Vertrauen schaffen.
Kommunikation und Transparenz spielen eine zentrale Rolle: Ein breiter gesellschaftlicher Diskurs, Bildungsangebote, glaubwürdige Akteure sowie ein passendes Framing mit klarer, transparenter Information sind notwendig, um Anschlussfähigkeit zu sichern.
Schließlich fördern Teilhabe und Motivation die Mitgestaltung. Sichtbare Best-Practice-Beispiele sowie niedrigschwellige Beteiligungsformate stärken Bürgerbeteiligung und Veränderungsbereitschaft.
Zusammengefasst sollte die Bioökonomie sollte als positiver Impuls für Lebensqualität und sozialen Ausgleich verstanden und kommuniziert werden.
Abschließende Empfehlung des Workshops:
Der Dialog sollte verstetigt werden. Akteure aus verschiedenen Bereichen können als Brückenbauer und Multiplikatoren wirken – für eine Bioökonomie, die gesellschaftlich und langfristig tragfähig ist.
Dank und Organisation
Ein besonderer Dank gilt Dr. Sabine Blankenship und Kira Kaufmann für die Organisation der Räumlichkeiten.

