Gesellschaft im Dialog – Chancen und Zielkonflikte der Bioökonomie NRW
Die Bioökonomie NRW steht für den Wandel hin zu einem nachhaltigen, ressourcenschonenden Wirtschaftssystem, das Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Umwelt- und Klimaschutz vereint.
Am 24. Juni 2025 lud der Bioökonomie-Rat NRW zu einem interdisziplinären Online-Workshop „Gesellschaft & Umwelt“ ein.
Am 24. Juni 2025 veranstaltete der Bioökonomie-Rat NRW einen interdisziplinären Online-Workshop zum Thema „Gesellschaft & Umwelt“. Ziel war es, die Bioökonomie als gesamtgesellschaftliches Projekt zu diskutieren, Chancen und Zielkonflikte zu beleuchten und konkrete Handlungsempfehlungen für eine zukunftsfähige Transformation zu entwickeln. Die Initiative ging von den Ratsmitgliedern Prof. Dr. Monika Hartmann, Prof. Dr. Anna von Mikecz, Dr. Ricarda Finnern und Dr. Peter Enste aus.
Vertreter:innen aus Wirtschaft, Forschung, Landwirtschaft, Verbänden und zivilgesellschaftlichen Organisationen beteiligten sich aktiv am Dialog. Im Zentrum standen die Chancen und Herausforderungen der Bioökonomie sowie die Frage, wie gesellschaftliche Teilhabe und Akzeptanz gefördert werden können.
Die Leitfragen des Workshops:
- Welche Chancen bietet die Bioökonomie für Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft?
- Welche Zielkonflikte und Risiken bestehen?
- Wie kann die Akzeptanz für bioökonomische Produkte und Prozesse erhöht werden?
- Welche Akteure müssen aktiv eingebunden werden?
Ergebnis waren sechs zentrale Themenfelder für eine nachhaltige Bioökonomie:
1. Gesellschaftliche Teilhabe als Erfolgsfaktor
Ein zentrales Anliegen des Workshops war die Frage, wie unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen aktiv in die Gestaltung der Bioökonomie eingebunden werden können. Partizipative Ansätze wurden als Schlüssel identifiziert, um die Vielfalt der Perspektiven zu berücksichtigen und gemeinsame Ziele auszuhandeln. Dabei wurde deutlich, dass gesetzliche Rahmenbedingungen notwendig sind, um nachhaltiges Handeln zu fördern und gesellschaftliche Teilhabe strukturell zu verankern.
2. Nachhaltige Ernährung zwischen Preisdruck und Politik
Die Diskussion zur Ernährungspolitik zeigte, dass regionale und nachhaltige Lebensmittelproduktion gezielt gefördert werden muss. Politische Maßnahmen wie die Anpassung des Vergaberechts für öffentliche Einrichtungen können dazu beitragen, nachhaltige Produkte flächendeckend zu etablieren. Darüber hinaus wurde betont, dass gesunde Ernährung nicht nur individuelle Vorteile bringt, sondern auch volkswirtschaftlich relevant ist – etwa durch geringere Gesundheitskosten und höhere Produktivität.
3. Politische Steuerung und langfristige Rahmenbedingungen
Die Teilnehmenden forderten eine konsequente politische Steuerung, die ökologische Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellt. Dazu gehört der Abbau umweltschädlicher Subventionen ebenso wie die Integration planetarer Grenzen und sozialer Teilhabe in alle Politikbereiche. Die Bioökonomie müsse als gesamtgesellschaftliches, normatives Projekt verstanden und entsprechend strategisch verankert werden – über Ressortgrenzen hinweg und mit langfristiger Perspektive.
4. Kommunikation und Akzeptanzförderung
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Frage, wie nachhaltige Verhaltensweisen in der Bevölkerung gefördert werden können. Dabei wurde deutlich, dass systemische Lösungen gefragt sind: Nachhaltige Optionen sollten so gestaltet sein, dass sie ohne aktives Zutun der Verbraucher:innen in den Alltag integriert werden. Frühzeitige Bildung – etwa in Kitas und Schulen – sowie praktische Erfahrungen können die Sensibilität für Nachhaltigkeit stärken. Eine faire Verteilung von Kosten und Nutzen wurde als Voraussetzung für breite gesellschaftliche Akzeptanz genannt.
5. Zielkonflikte offen ansprechen
Die Bioökonomie ist nicht frei von Zielkonflikten – insbesondere bei der Nutzung begrenzter Ressourcen wie Fläche. Die Teilnehmenden plädierten für eine offene Diskussion über Prioritäten und eine transparente Verhandlung von Interessenslagen. Nachhaltigkeit müsse dabei sowohl ökologisch als auch sozial gedacht und als verbindlicher Maßstab in der Flächenplanung verankert werden.
6. Teilhabe und Wissenstransfer stärken
Damit die Bioökonomie als gesamtgesellschaftliches Projekt gelingt, braucht es niedrigschwellige und verständliche Kommunikation. Bildungsinitiativen und Vernetzungsangebote sollten gezielt ausgebaut werden, um den Wissenstransfer zwischen Forschung, Praxis und Gesellschaft zu stärken. Besonders wichtig ist die Einbindung relevanter Akteure – von der Landwirtschaft über die Industrie bis hin zu Verbraucher:innen und Bildungseinrichtungen.
Fazit: Bioökonomie NRW als nachhaltiges Gesellschaftsprojekt
Die Bioökonomie NRW bietet große Chancen für eine sozial und ökologisch nachhaltige Zukunft. Der Workshop des Bioökonomie-Rats NRW hat gezeigt: Nur wenn sie inklusiv, transparent und mit Weitblick gestaltet wird, kann sie langfristig wirksam und gesellschaftlich akzeptiert werden. Der Dialog mit der Zivilgesellschaft ist dabei kein optionaler Zusatz, sondern ein notwendiger Kompass für politische Entscheidungen und wirtschaftliche Innovationen.

